克吕格诗三首

殷晓媛

迈克尔•克吕格诗歌选

 

林中

人生偶尔呈现如森林般面貌
似乎我们仍能将它引向
某个终点
那并非死亡,而在超越死亡之彼岸
与死亡同根同源
却极尽炫耀能事
在死亡前方开枝散叶
雨戛然放晴
而树间的水滴仍连绵如织
若你在原地伫立不动
便能知晓人生尚有什么
未尽事宜:或许只是凤毛麟角二三事
又或许堆积如山,甚至生死攸关
但你却愿意继续前行,虽然不曾有人要求你
热爱生命 

(2013年11月)

(殷晓媛 译)

 

附原文:

 

Im Wald

Bisweilen erscheint es uns so,
als könnten wir unser Leben
noch führen, auf ein Ziel zu,
das nicht der Tod ist, sondern etwas davor,
das zwar in Wurzelverwandtschaft
mit ihm steht, aber sich vor ihm
verzweigt in größter Pedanterie.
Der Regen hat plötzlich aufgehört,
aber es tropft noch lange von den Bäumen,
und wenn man einfach stehenbliebe,
wie angewurzelt, würde man wissen,
was noch zu tun ist: wenig,
viel oder gar das Entscheidende?
Aber man will weiter, auch wenn man
nicht gezwungen ist, das Leben zu lieben,
und plötzlich die Tropfen zählt,
wie sie fallen auf den feuchten Grund.
Der Wald gibt sich Mühe, auszusehen
wie ein Bild aus dem 19. Jahrhundert,
auf dem Menschen verboten sind.

 (Nov. 2013)

 

十一月的佩斯卡拉*

大海将信冲刷到岸边
粘贴着雪花邮票的信
那是关于死后时光的
秘密讯息
风在棕榈叶间怒号
我紧握铅笔不曾释手
而周围的一切正敞开
在简洁中敞开
它将不附丽于任何描述

(2013年11月)

译者注:佩斯卡拉,意大利中部城市,盛产鱼。

(殷晓媛 译)

 

附原文:

 

Pescara, im November

Das Meer spült Briefe ans Land,
frankiert mit Schnee, geheime
Nachrichten für die Zeit
nach dem Tod.
In den Palmen wütet der Wind.
Mein kleiner Bleistift hält
zu mir, der Rest macht sich auf
ins Einfache, das unabhängig
sein will von aller Beschreibung.

 

诗学拾遗

       ——给阿尔弗雷德•科勒立茨

1

诗歌从不轻易推心置腹
该吐露的话语它们却守口如瓶
它们一路穿过紧闭的门扉,冲出大门
与岩石促膝谈心
它牵引着我们
而当我们试图让它停留,它说:
“以讲过的话为准。”
人们都知晓它们总是只留下
容易遗忘的少数诗行。”
我曾在云端读过一首诗
名叫《漂泊一族》
刹那间大雨如注
下界的池塘慢慢填满
我听到蛙声弥漫

2

漫长的等待之旅中
每月我甄选出一个词语
悠长一生,我积攒下六百个词
它们中一些从此杳如黄鹤
那些躲藏在信笺间的
我便将它们视作佚失

3

最近在克劳科,为纪念
切斯瓦夫•米沃什,人们谈到了恶
今天它的容颜披着诗歌或其它伪装
一位来自格但斯克(即之前的但泽)的人
说他在一个女人痛苦不堪的死亡中看到过它
那天克劳科天气晴好
图赫劳本大街的车水马龙从人们面前奔涌而过

玛丽和她的小羊羔
尽力保持着安静
毫无疑问,恶就在那里
而当人类意图攫住它时
他们似乎被缚于诗人的衣袖中
两手空空

4

诗人们都会偶尔试写一两首
与水有关的诗
广义或狭义的水
他都只用右手叙写
不像那卓越的画家
每一羽波浪都用不同的画笔描绘
他让平凡的学生描摹奔涌的溪流
让大师班的弟子绘就浩瀚的大海
他已描画出那些波浪,在它们碰撞上别的物体
破碎之前,你一定会感受到
大海的饥饿,和他那欲壑难填的心
这对于我们更加艰难。
许多人让它停留在默祷中
其他人听到过海浪的旋律
但我们眼前铺陈开的那宁谧水面
却一直给我们恐惧的理由
有人在一首伟大的诗中宣称
水既无回忆,更没有历史
之后我们便再没有他的音讯

5. 神学诸问

他坐在圣安妮大教堂台阶上
旧酸奶碗里的硬币已经半满
他撩起裤管
暴露那下面的伤口
或失去一条腿后的空缺
那些乞讨的辞令使他不朽
而我们其他人都将死去

街对面咖啡馆的小青年们
对神启毫无兴趣
对自己何去何从也一无所知

6. 一月一日,一年之计

我翻开新的笔记本
记录那些无需解答的问题
花楸子林的枝条间
雪已经停了多久?
昨夜梦中
我上错了扶梯
我本打算去还款中心
因为已经超过期限
我那令人不堪忍受的温和到底从何而来?
就像逝去的这许多年
为何石头从不开口言声?

7

流云骀荡,似乎限期将至
而风声迷失在树桠间
那里空气涤荡如湍流
“寂静”是一所学校
文质彬彬的窗户里
只有寥寥光芒落在我的前路上
知识变得不再美妙
不再能抓牢我们的心
噢,你们这些有远见的流云呀
某个地方还有孩童玩耍
他们的欢声笑语就在耳畔
一个球倏地滚到我脚边
一个孩子喊道:
来一起玩吧!

8

我走在这条通往大海的
睡眼惺忪的路上,去那里是为了绕开邮局
这些天邮差一直对我重复

说着这几样东西:雨后
柔荑花的气息
我们记忆的诚实性
还有看在上帝份上人类不应和自己的理智
抗衡下去
在滔滔不绝的话语中
他将讣告塞到我手中
黑蓍草信件,印着里尔克
或者贝恩的诗句
我们的一代正从这个世界离去
我们中有谁的诗句
能刻入死神的簿册?
大海在我面前如同一滩融化的蜡
安静、缓慢、并不深邃
犹如童年欢悦的梦境

(殷晓媛 译)

 

附原文:

 

Nachtrag zur Poetik

       für Alfred Kolleritsch

1

Gedichte sind mißtrauisch,
sie behalten für sich, was gesagt werden muß.
Sie gehen durch geschlossene Türen
ins Freie und reden mit den Steinen.
Sie führen uns fort.
Wenn wir sie aufhalten wollen, heißt es:
Es gilt das gesprochene Wort.
Jeder weiß, daß sie uns wegschreiben
mit wenigen vergeßlichen Zeilen.
Einmal las ich ein Gedicht
über Wolken, das wandernde Volk.
Es goß in Strömen. Und von unten,
wo sich der Teich langsam füllte,
hörte ich das Quengeln der Frösche.

2

Ein Wort aus jedem Monat nehme ich mit
auf meine grand tour ins Warten,
etwa sechshundert Worte, mein ganzes Leben.
Einige kann ich nicht mehr finden,
sie haben sich in Briefen versteckt,
die als vermißt gelten.

3

In Krakau kürzlich, zur Erinnerung
an Czesław Miłosz, kam das Böse zur Sprache,
wie es sich heute zeigt, im Gedicht oder
in andrer Verkleidung.
Einer aus Gdańsk, vormals Danzig, hatte es gesehn
im Sterben einer Frau, in ihrem Schmerz.
Es war herrliches Wetter in Krakau,
die Tuchlauben quollen über vor Menschen,

und Maria mit dem Lämmchen
gab sich alle Mühe, den Frieden zu wahren.
Das Böse war anwesend, das stand fest,
aber immer, wenn man es greifen wollte,
hatte man den Ärmel der Jacke eines Dichters
am Wickel, also nichts in der Hand.

4

Irgendwann versucht jeder Dichter,
ein Gedicht über Wasser zu schreiben,
über Wasser oder das Wasser,
eigenhändig.
Nicht wie die großen Maler,
die für jede Welle einen anderen Pinsel,
und für den eilenden Bach einen Schüler hatten,
und für das Meer einen Meisterschüler,
der die Welle malen konnte, wenn sie bricht,
sonst nichts. Man mußte den Hunger
des Meeres spüren, seine Unersättlichkeit.
Wir haben es schwerer.
Manche haben es bei der Anrufung belassen,
andere den Rhythmus der Wellen belauscht.
Auch das ruhige Wasser, das uns zeigt,
war und ist ein Motiv des Erschreckens.
Einer behauptete in einem großen Gedicht,
Wasser habe keine Erinnerung und keine Geschichte,
von ihm haben wir nie wieder gehört.

5. Theologische Fragen

Einer sitzt auf den Treppenstufen von St. Anna,
sein Yoghurtbecher halb gefüllt mit Münzen.
Er hat die Hosenbeine hochgezogen,
damit seine Wunden freiliegen oder das,
was einmal seine Beine waren.
Er sei unsterblich, mit diesen Worten
bettelt er um Geld, andre sterben meinen Tod.

Die jungen Leute im Café gegenüber
haben keinen Bock auf Offenbarung
und wissen nicht, was ihnen blüht.

6. Erster Januar, gute Vorsätze

Ich beginne ein neues Notizbuch
für Fragen, die keine Antworten brauchen.
Wie lange hält sich der Schnee
auf den Zweigen des Vogelbeerstrauchs?
Gestern ging ich im Traum
auf einer Rolltreppe in die falsche Richtung,
ich wollte die Rückgabezentrale aufsuchen,
mein Verfallsdatum war abgelaufen.
Woher kommt meine unerträgliche Sanftmut?
Und, wie schon in den letzten Jahren,
warum hat der Stein nicht eine Stimme?

7

Die Wolken rasen, als liefe ein Ultimatum ab,
und die Zweige, in denen der Wind sich verirrt,
schlagen verzweifelt die Luft.
Aus den Schulen der Stille
mit ihren hochgebildeten Fenstern
fällt kaum noch Licht auf meinen Weg.
Wissen ist nicht mehr schön,
es ergreift uns nicht mehr.
Ach, ihr weitblickenden Wolken!
Irgendwo spielen noch Kinder,
man hört ihr begeistertes Rufen.
Und plötzlich trudelt ein Ball
mir vor die Füße, und ein Kind befiehlt:
Spiel mit!

8

Auf den verschlafenen Wegen ging ich
Hinunter zum See, um der Post zu entkommen.
Seit Tagen redet der Briefträger mit mir

von den letzten Dingen: dem Duft
der Weidenkätzchen nach dem Regen,
der Wahrheitstreue unserer Erinnerungen
und daß man um Himmels willen Gott
nicht immer wieder mit der Vernunft
quälen solle. Unterm Redeschwall
steckt er mir Todesanzeigen zu,
schwarzrandige Briefe, mit Rilkes Versen
vom Hiersein bedruckt oder mit Benn.
Unsere Generation nimmt Abschied.
Welche Verse von uns werden es
in die Anthologie des Todes schaffen?
Der See lag vor mir wie schmelzendes Wachs,
ruhig und träge und ohne Tiefe,
wie ein kindlicher Traum des Glücks.

 

克吕格诗三首


迈克尔•克吕格(Michael Krüger)
1943年12月9日出生于德国威特根多夫,诗人、出版家、翻译家。克吕格在柏林长大。毕业后跟随一位出版商做学徒,后学习哲学及文学。1962至1965期间在伦敦从事图书贸易。自1968年起在卡尔•汉瑟•威尔拉格出版社任审稿人,1986年在该出版社升任审阅长。1972年首次发表诗作,1976年出版第一部诗集《Reginapoly》,1984年出版首部短篇小说集《我们该怎么做:一个老套的故事》。之后又创作多部长短篇小说及译作。其作品曾获多种殊荣,包括1986年由慕尼黑授予的图肯文学奖,及1996年梅迪西斯外国小说奖。2010年他为《纽约书评》版雅可夫•林德所著《木质灵魂》撰写了介绍。1975年起迈克尔•克吕格担任佩特拉卡奖(译者注:欧洲的文学创作及翻译奖项,以意大利文艺复兴诗人弗朗西斯科•佩特拉卡的名字命名)评委会成员。